»Broken Boll«, Max Erl und Jakob Friedl

»Broken Boll« von Max Erl und Jakob Friedl

Zur Eröffnung der Ausstellung »Broken Boll« von Max Erl und Jakob Friedl am Donnerstag, 1. Juni 2023| 19 Uhr im Kunstraum des Neuen Kunstverein Regensburg e.V., Schwanenplatz 4 laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.

Die Büste von Dr. Walter Boll im Historischen Museum Regensburg ist ein kontroverses Objekt. Boll war ein ehemaliger Direktor und NS-Kreiskulturwart, der von 1928 bis 1968 Teil der Funktionselite der Stadtverwaltung war. Seit kurzem beschäftigt sich die Stadtverwaltung mit seiner Vergangenheit im NS-Regime und möchte klären, ob die Sammlung des Museums ideologisch gefärbt ist. Künstler Max Erl und Stadtrat Jakob Friedl halten den Diskurs für notwendig und haben die Büste dreidimensional erfasst und weiter bearbeitet. Die Ausstellung "Broken Boll" im Neuen Kunstverein bietet Raum für eine Auseinandersetzung mit der Ikonografie einer solchen Büste und schafft Raum für weitere Ideenfindung zur Aufarbeitung der
NS-Vergangenheit in Regensburg.

Die Ausstellung entsteht im Kontext des kulturellen Jahresthemas der Stadt Regensburg „Höhenflug“.

Stadt Regensburg - Höhenflug

Ausstellungsdauer: 29. Mai bis 11. Juni 2023  verlängert bis 18. Juni 2023
Finissage & Party: Samstag, 10. Juni ab 19.00 Uhr

Öffnungszeiten: Do und Fr: 16 bis 18 Uhr, Sa und So: 12 bis 18 Uhr

Die Künstler sind anwesend, nehmen Anregungen entgegen und sammeln Expertise.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Begleitende Vorträge zur Ausstellung

HEIMATSCHUTZARCHITEKTUR

Montag, 5. Juni 2023, 19.00 Uhr
Vortrag von Dr. Daniel Rimsl, Kunsthistoriker

Die NS-Belastung des Museumsdirektors Walter Boll und sein Werdegang in Regensburg

Dienstag, 6. Juni 2023, 19.00 Uhr
Vortrag von Robert Werner, freier Journalist

» Re-represent Walter Boll!

Wahrscheinlich gibt es im Historischen Museum kein Objekt, womit man so viel Aufmerksamkeit erzielen kann, wie mit der Büste des ehemaligen Direktors, Multifunktionärs, NS-Kreiskulturwarts und Kulturdezernenten uvm. Dr. Walter Boll (1900 – 1985).

Niemand wurde im letzten Jahrhundert in Regensburg so umfassend dekoriert wie Boll, sehr schnell und durch alle Systeme hinweg von 1928 - 1968 Teil der Funktionselite der Stadtverwaltung und noch bis 1984 Stadtheimatpfleger.

Seit kurzem beschäftigt sich die Stadtverwaltung mit ihrem Ehrenbürger Boll: Eine Bewertung seiner Vergangenheit im NS soll erfolgen und u.a. geklärt werden, inwiefern die Sammlung „seines“ Museums ideologisch gefärbt ist. In diesem Zusammenhang werfen auch Aspekte der Provenienzforschung Fragen auf.

Stadtrat Jakob Friedl und Künstler Max Erl halten den Diskurs für notwendig und wollen auf die überfällige Auseinandersetzung mit der Causa Boll aufmerksam machen. Im Rahmen des kulturellen Jahresthemas „Höhenflug“ hat das Duo die Boll-Büste, seit 1970 unkommentiert im Museum ausgestellt, dreidimensional erfasst, sich selbst eine Patina verpasst und die Repliken verschiedentlich bearbeitet, in den Stadtraum gequetscht, zertrümmert und rekonstruiert, von Freibier CC das „Boll-Hype“ brauen lassen und die Artefakte mit Einordnungen des forschenden Journalisten Robert Werner angereichert. Eine in Bronze gegossene Hoheit, die über ihre Sammlung wacht, wird spielerisch in Luft aufgelöst ohne dabei der Aura ihres Abbildes aus dem Weg zu gehen. „Broken Soul“: Parallel zur Ausstellung im Neuen Kunstverein betrachten wir über eine Live-Webcam durch die Augen Bolls seine eigenen Scherben auf dem Diskurstisch im Historischen Museum. Boll fällt samt Sockel aus dem verglasten Eingang auf den Dachauplatz und dockt im Welterbekernbereich an den historischen Randsteinen ausgewählter Wirkungsstätten an.

„Broken Boll“ bietet Gelegenheit die Ikonografie einer solchen Büste im Spektrum zwischen Geniekult und Antiquariat zu hinterfragen und schafft anhand von Prototypen und Modellen weiteren Raum für den Themenkomplex Stadtverwaltung im NS und der Nachkriegszeit und einer Kommunikation über geeignete Herangehensweisen zur notwendigen Aufarbeitung, z.B. im Rahmen der Neukonzeption des Museums. Den Boll-Schädel betrachten die beiden Künstler als Schlüssel und Einladung für eine Kontaktaufnahme und weitere Ideenfindung mit den betroffenen Institutionen. Das Konzept des Showrooms beinhaltet dabei nicht nur eine Ausstellung der Entwürfe, sondern bietet einen adäquaten Raum, um das Entstandene der Museumsleitung und weiteren Projektpartnern angemessen präsentieren und über die finale Umsetzung vor Ort mitentscheiden zu können. Boll wird uns also noch eine Weile begleiten.

weitere Informationen zum Kunstprojekt "Broken Boll" von Max Erl und Jakob Friedl

www.ribisl.org/re-represent-walter-boll

Hintergrundinformationen hier: www.regensburg-digital.de

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